Wir wollen keinen « Wissensmarkt » !

Publié le : 13/11/2009

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Wir wollen keinen « Wissensmarkt » !

Appell für eine europäische Mobilisierung gegen die Lissabon-Strategie für Forschung und Bildung

Der Frühjahrsgipfel der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union im März 2010 wird der Gipfel des zehnten Jahrestages der Lissabon-Strategie sein. Diese Strategie definiert, unter anderem, den politischen Rahmen zur « Modernisierung » der nationalen Forschungs- und Bildungssysteme in allen Mitgliedsstaaten (von der Grundschule bis zur Hochschule, lebenslanges Lernen, etc.).
Der erklärte Ehrgeiz, eine « Wissensgesellschaft » aufzubauen, ist zweifellos unterstützenswert - unter der Voraussetzung, dass Bildung und Forschung als öffentliches Gemeingut verstanden werden, dass der Zugang zu Wissen demokratisiert und Bürgerinnen und Bürgern eine kritische Analyse wissenschaftlicher und technischer Optionen ermöglicht wird. Die derzeitige Ausrichtung ist jedoch eine ganz andere: Sie reduziert das Projekt einer Wissensgesellschaft auf den Aufbau eines gemeinsamen « Wissensmarktes », dessen folgenschwere Konsequenzen man überall feststellen kann, sei es bezüglich der Einschränkung wissenschaftlicher Unabhängigkeit, der Schwächung des öffentlichen Forschungssystems, der verstärkten Einflussnahme von Unternehmen, der massiven Prekarisierung von Arbeits- und Studienbedingungen, der zunehmenden Ungleichheit im Zugang zu Wissen oder der Nichtbeteiligung von Bürgern an wissenschaftspolitischen Entscheidungen, die sie betreffen.
Seit einigen Jahren haben sich weitreichende Protestbewegungen von Studenten, Schülern, Lehrern, Wissenschaftlern, und anderen gesellschaftlichen Gruppen in Europa vervielfacht. Sie fordern einen öffentlichen Bildungs- und Forschungssektor, der nur mittels demokratischer Diskussion aufgebaut werden kann und der sich von der Unterwerfung unter die Gesetze des freien Marktes befreien muss.

Deshalb rufen wir zu einem europäischen Gegen-Gipfel im März 2010 auf.
Vereinigen wir uns und bauen wir gemeinsamin -

  • GEGEN die Vermarktung von Forschung und Bildung,

  • GEGEN den allumfassenden Wettbewerb zwischen Bevölkerungen und Territorien, 

  • FÜR einen demokratischen und emanzipatorischen öffentlichen Bildungs- und Forschungssektor.